Narkoseprimat - Anästhesist in Südfrankreich
Time 2022-08-25 14:44:54Web Name: Narkoseprimat - Anästhesist in Südfrankreich
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Anästhesist in Südfrankreich
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"Otherwise explodes a bomb!"
Hallo Boris, cher ami,
vor vielen Jahren, zu Beginn einer Türkeireise mit meinem Schwiegervater, hatte ich mir einen Leihwagen zum Hotel bestellt. An einem Montag Morgen, acht Uhr. Bereits eine Minute nach acht Uhr konnte mein Schwiegervater, immerhin der Bedeutendste Lebende Bildhauer Schleswig-Holsteins Und Angrenzender Territorien, seine Ungeduld kaum verhehlen. Er fuhr einen der Pagen, die gelangweilt unsere Koffer bewachten, an, er solle doch mal in der Agentur nachfragen. Jetzt. Sofort. Call the agency! Immediately! Der Page, ganz verdutzt, was sollte er denn mit diesem blöden Leihwagen zu tun haben, verschwand eilig im Hotel. Währenddessen kultivierte mein Schwiegervater seine Ungeduld. Kritik wurde auch mir zuteil. Was das denn für eine windige Firma wäre, mit Hertz oder Avis wäre mir das nicht passiert, ob ich denn sicher wäre, dass ich wirklich eine Reservierung getätigt hätte, das hätte man nun von meiner schwäbischen Sparsamkeit. Keine zehn Minuten später kam der Page zurück. Fand ich erstaunlich. Ich meine, dass er überhaupt zurückkam. Aber er kannte eben meinen Schwiegervater nicht. Musste zudem zugeben, niemanden erreicht zu haben. Maybe too early, ergänzte er noch. War ehrlich, aber strategisch unklug.Too early! Das ging nun gar nicht. Nicht mit meinem Schwiegervater. Too early gibt es nicht! Mein Schwiegervater konnte seinen Zorn nicht mehr unter Kontrolle halten. Zehn Minuten über der Zeit immerhin schon. Wenn jetzt nicht sofort dieser Wagen käme, brüllte er, dann…, dann… – OTHERWISE EXPLODES A BOMB! Könnte man heutzutage, d'ailleurs, auch nicht mehr einfach ungestraft rauslassen.
Dein Brief, cher ami, an Orange (früher France Télécom, außer dem Namen hat sich aber nicht viel geändert, Anmerkung der Redaktion) erinnert mich so ein bisschen an den Auftritt meines Schwiegervaters damals.
Nous sommes très contrariés! Finde ich stilistisch sehr schön, Eure Verärgerung im Klartext zu betonen. Obwohl Deine Entrüstung und auch Deine Enttäuschung, bis auf Kleinigkeiten orthographisch weitgehend fehlerfrei übrigens, dem Adressaten eigentlich nicht verborgen bleiben können. Ich teile jedoch Deine Befürchtung, die Sachbearbeiter bei Orange könnten nur wenig Sinn für die semantischen Feinheiten Deiner wohlgeschliffenen Sätze aufbringen wollen. Deswegen Klartext: Nous sommes très contrariés! Andererseits möchte ich jedoch die prinzipiell zweifelhafte Motivation der Mitarbeiter dieser quasi-staatlichen Struktur zu bedenken geben: Was hat denn irgendein Monsieur oder irgendeine Madame von Orange mit dem Telefon eines Ausländers in dessen Zweitresidenz am Ende eines staubigen Feldwegs zwischen Lavendelplantagen im Lubéron zu tun? Kündigen wollen Sie? Nur zu. Dann bleiben Sie eben ganz ohne Telefon. Am Ende Ihres staubigen Feldwegs gibt es höchstwahrscheinlich nicht einmal Spuren eines Mobilfunknetztes. Wir können Ihnen dann auch nicht mehr helfen. Wollen wir auch gar nicht. Denn, wissen Sie, wir sind eine quasi-staatliche Struktur. Eine quasi-staatliche Struktur en France! Wir folgen unseren eigenen Gesetzmäßigkeiten. Und Druck machen lassen wir uns schon mal gar nicht. Außerdem haben wir gerade Sommerferien. Und dann la rentrée, Schulanfang. In Frankreich, sollten Sie mittlerweile doch wissen, ist der Schulanfang so heilig wie Ascension oder Weihnachten. Vor Mitte September bewegt sich bei uns gar nichts. Kommen Sie also bloß nicht auf die Idee, uns Ultimaten stellen zu wollen!
Dein Protestschreiben wurde, vermutlich nicht vor Ende Juli, zur allgemeinen Erheiterung der gesamten Belegschaft anlässlich einer Besprechung zur Planung der Weihnachtsferien verlesen. Bestimmt haben sie da einen Jean-Baptiste oder eine Marie-Jeanne, die jeden Text aus Deutschland mit der grausigen Tonlage eines Sturmbannführers vortragen können. Oder der Karl Lagerfelds. Franzosen stehen auf sowas, beschert ihnen regelmäßig eine beinahe wohlige Gänsehaut. Vielfach kopiert vergilbt Dein Pamphlet seitdem an den Innenseiten diverser Klotüren und wurde sogar auf heimische Kühlschränke gepinnt. Nous sommes très contrariés ist bei Orange zum geflügelten Wort geworden. Kann man zu fast jeder Gelegenheit anbringen. Zu den mal wieder matschigen Pommes in der Kantine ebenso wie der allgemeinen Überlastung. Ich hatte schon drei Anrufe heute! Drei! Nous sommes très contrariés! Hahaha.
Vermutlich, cher ami, weißt Du das alles. Oder kannst Dir das als Frankreich-Veteran bestens vorstellen.
Andererseits sind meine Erfahrungen mit der 3900-Hotline gar nicht so schlecht. Wenn man erstmal an der Reihe ist, das kann natürlich dauern, geben sie sich freundlich und zugewandt, zuversichtlich und geradezu kompetent. Können erstaunlich präzise Ferndiagnostik betreiben und geben überaus präzise Details zu ergreifenden Maßnahmen zum Besten. Versprechen Reparatur innerhalb von zwei, drei Tagen und halten sich sogar meistens daran. Im Rahmen der ortsüblichen Gegebenheiten eben. Ich rufe bei nächster Gelegenheit mal an bei der 3900. Und halte Dich auf dem Laufenden.
Bis Mitte September wird alles gut sein. Bestimmt.
© Bertram Diehl, 2018. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.
Schön haben Sie's hier
Einer von diesen großen Bäumen ist tot. Ein Eukalyptus. Bestimmt zwanzig Meter hoch, unten ein Durchmesser von fast einem Meter. Die Hausverwaltung der Appartementanlage nebenan hatte mich darauf hingewiesen. Ménaçant, bedrohlich sei das. Die Hausverwaltung hat recht. Diesmal schon. Sie haben immer was an meinen Bäumen auszusetzen. Zu viele Blätter, zu viele Blüten, zu viele Eicheln, Äste auf der falschen Seite des Zauns. Diesmal haben sie recht. Wenn der Baum umfiele Richtung Appartementanlage, würde er Balkone mitnehmen und auf dem Parkplatz ein regelrechtes Massaker anrichten. Zahllose Autos. Schlimmstenfalls Menschen. Papa auf dem Weg zur Arbeit, Mama mit Kindern auf dem Weg zur Schule. Wer weiß schon, wann der Baum umfällt. So ein toter Baum ist unberechenbar. Dringender Handlungsbedarf.
Schön haben Sie's hier. Der Baumspezialisist. Ein Spezialist für das Fällen großer Bäume unter bestmöglicher Schonung der Umgebung. Aus mehreren Kostenvoranschlägen, mindestens zwei, werde ich den günstigsten auswählen. Dieser Spezialist, weiß ich aus Erfahrung, wird den Zuschlag vermutlich nicht bekommen. Handwerker und Dienstleister, die als erstes schön haben Sie's hier sagen, bringen in ihre Kalkulation den Schön-haben-Sie's-hier-Zuschlag ein. Mindestens zwanzig Prozent. Schon am Telefon zur Vereinbarung unseres Rendezvous war vermutlich schon der erste Zuschlag zur Profitmaximierung fällig geworden. Etwas harter teutonischer Akzent. Ausländerzuschlag.
Vor ein paar Jahren war spät abends mal ein Ast abgefallen von einem dieser großen Bäume. Einfach so. War wohl ein bisschen modrig am Ansatz. Konnte man nicht vorhersehen. Fiel eines Abends einfach ab und quer über den Parkplatz der Appartementanlage. Gegen elf Uhr klopfte mich die Polizei aus dem Bett. Ob ich das nicht gehört hätte? – Was denn? – Na, meinen Baum, der gerade umgefallen wäre. Ich hatte nichts gehört. Eine Alarmanlage vielleicht früher am Abend. Alarmanlagen geben hier ständig Alarm. Auf dem Parkplatz der Appartmenteanlage Katastrophen-Szenario. Mein Baum lag quer über den Parkplatz, die letzten Zweige direkt vor dem Eingangsbereich. Blaulicht von Polizei und Feuerwehr. Scheinwerfer, Kettensägen. Ratlos umherstehende Menschen. Ich musste mein Bedauern zum Ausdruck bringen und Formulare für die Versicherungen ausfüllen.
Das wäre ja nicht ganz einfach, sagte der Baumspezialist, so dicht am Parkplatz und an den anderen Bäumen. So groß der Baum, so dick, so schwer. Eukalyptus sei schweres Holz, selbst wenn es trocken ist und tot, außerdem faserig und hart, erklärte der Baumspezialist. Viel schwerer zu bearbeiten noch als Eiche. Redete von Absperrungen auf dem Parkplatz nebenan und Hebebühnen, Spezialketten für seine Sägen. Eukalyptus-Spezialketten. Mindestens drei Mann. Wahrscheinlich ein ganzer Tag. Extrakosten für die Entsorgung. Logisch. Damit würde er später im Angebot noch einen Wahnsinnig-schwierig-Zuschlag rechtfertigen. Dem Ausländer, der so wohnt, kann man bestimmt alles verkaufen. Hat ja vermutlich keine Ahnung, der Ausländer.
Damals waren fünf Autos zu Schaden gekommen. Zum Glück kein Personenschaden. Nicht auszudenken, wenn Menschen zu Schaden gekommen wären. Nur Autos. Eines davon Totalschaden. Vermutlich. Es sah zumindest nach Totalschaden aus. Das Auto war ein Sammlerstück, sagte der Besitzer, ergänzte allerlei technische Details. Sonderanfertigung, viele Zylinder. Was verstehe ich von Autos? Ein Auto ist gut, wenn es nicht jedes Jahr in die Werkstatt muss. Das Sammlerstück war ein Mercedes. Einer von diesen unverwüstlichen, die Abermillionen von Kilometern schaffen. Nicht tot zu kriegen. Mein Vater hatte mal so einen. So ein Modell von früher, ein Manifest gediegener schwäbischer Zuverlässigkeit bar jeglicher Eleganz. Mein Vater konnte sich nicht damit anfreunden. Sein erster und letzter Diesel. Nie wieder Diesel. Der einzige Diesel meines Vaters fährt bestimmt noch irgendwo in Afrika als Taxi.
Auf dem Rückweg zu seinem großrahmigen SUV aus Bayern plauderten wir noch ein wenig. Ich musste klarstellen, dass ich kein Belgier sei und dies hier nicht mein Zweitwohnsitz. Belgier sind mindestens ebenso unbeliebt wie parisiens und damit Zuschlagsanwärter. Zweitwohnsitz geht ohnehin nicht. Solchen Leuten muss man Geld abnehmen, wo es nur geht. Dass ich nicht im Urlaub hier wäre, sondern in Frankreich arbeiten würde, angestellt im Krankenhaus. Belgier- und Zweitwohnsitz-Zuschlag würden sich trotzdem im Angebot niederschlagen, ahnte ich. Unausgesprochen. Dazu noch der Doktorzuschlag. Auch unausgesprochen natürlich.
Das Sammlerstück sah wirklich nicht gut aus. Das Dach eingedrückt, fast alle Scheiben in kleinen Krümeln. Zudem hatte ein Zweig des Asts den Motor durchbohrt. Richtig tot. Erinnerte mich an Dracula-Filme. Erst ein durchs Herz getriebener Holzpflock bringt den Untoten die letzte Ruhe. Der Besitzer würde diese Assoziation nicht so komisch finden, er hatte Tränen in den Augen. Was überhaupt hat ein angeblich so wertvolles Auto auf dem Parkplatz einer Appartementanlage zu suchen, dachte ich mir. Ein Mercedes sei ja eigentlich nicht tot zu kriegen, versuchte ich den traurigen Besitzer zu trösten, mein Vater hätte auch so einen. Seit vielen Jahren schon. Unverwüstlich. Sein ganzer Stolz. Und bestimmt sei der Wagen ja entsprechend seines Werts versichert. Bei Mercedes kriegen die das bestimmt wieder hin.
Zwei Tage später eine Mail mit dem devis, dem Angebot. 1 800 Euro HT, hors taxes, ohne Mehrwertsteuer. Sämtliche Zuschläge offenbar realisiert. Mehrwertsteuer nochmal zwanzig Prozent. Das kenne ich schon. Machen Maler, Klempner, Maurer auch gerne so. Fangen an mit ihrem Schön-haben-Sie's-hier, denken sich einen passenden Zuschlag dafür, ergänzen diesen zunächst mit dem Wahnsinnig-schwierig-Zuschlag und vervollständigen großzügig aufgrund vermutlich belgischen Akzents, Zweitwohnung und Doktor. Mehrwertsteuer, ja, leider. – Maxime, ein junger Baumspezialist aus dem Dorf, macht den Baum mit einem Kumpel an einem Samstag-Vormittag um. Ohne Absperrung, ohne Hebebühnen, ohne Kollateralschaden. Eine Sonderregelung als Jungunternehmer erlaubt ihm den Verzicht auf die Mehrwertsteuer. Vierhundert Euro. Maxime ist Anfänger im Spezialisten-Gewerbe.
Schön haben Sie's hier.
© Bertram Diehl, 2018. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.
Für Aila von der RivieraZeit die auf gut viertausend Zeichen geschrumpfte Version
Einer
Schön
Vor
Das
Damalswaren fünf Autos zu Schaden gekommen. Zum Glück keinPersonenschaden. Nicht auszudenken, wenn Menschen zu Schaden gekommenwären. NurAutos. Eines davon sah nach Totalschaden aus. EinMercedes. Einer von diesen unverwüstlichen, die Abermillionen vonKilometern schaffen. So ein Modell vonfrüher, ein Manifestgediegener schwäbischer Zuverlässigkeit bar jeglicher Eleganz.Nicht tot zu kriegen. Ein Sammlerstück, sagte der Besitzer mitTränen inden Augen, ergänzte allerlei technische Details.Sonderanfertigung, viele Zylinder.DasSammlerstück sah wirklich nicht gut aus. Das Dach eingedrückt, fastalle Scheiben in kleinen Krümeln. Zudem hatte ein Zweig des Asts denMotordurchbohrt. Richtig tot. Ein Mercedes sei ja eigentlich nichttot zu kriegen, versuchte ich den traurigen Besitzer zu trösten,mein Vater hätte auch so einen.Seit vielen Jahren schon.Unverwüstlich. Und bestimmt sei der Wagen ja entsprechend seinesWerts versichert. Das kriegen die bei Mercedes bestimmt wiederhin.
Aufdem Rückweg zu seinem großrahmigen SUV aus Bayern plauderten wirnoch ein wenig. Ich musste klarstellen, dass ichkeinBelgier sei und dies hiernichtmein Zweitwohnsitz. Belgier- und Zweitwohnsitz-Zuschlag würden sichtrotzdem im Angebot niederschlagen. Dazu noch der Doktorzuschlag.ZweiTage später kam eine Mail mit dem Angebot. 1 800 Eurohorstaxes,ohne Mehrwertsteuer. Sämtliche Zuschläge offenbar diskretinbegriffen. Maxime, einjunger Baumspezialist aus der Dorf, machtdas mit einem Kumpel an einem Samstag-Vormittag. Ohne Absperrung,ohne Hebebühnen, ohne Kollateralschaden,ohne Mehrwertsteuer.Vierhundert Euro.
Schönhaben Sie's hier.
Frédéric
Frédéric ist der Neurologe. Der Neurologe. Die Parkinson-Koryphäe der Region. Er gilt zumindest als Parkinson-Koryphäe. Gibt halt keinen anderen Neurologen in der Nähe. Termin Dienstag abends um halb sieben. Stau auf der Autobahn, wahrscheinlich der Tunnel zu. Der Tunnel schließt gerne mal zur Rush hour. Ich nahm Schleichwege und schickte ihm eine kurze sms. Bouchons, retard de 5minutes, désolé. Stau, 5 Minuten Verspätung, tut mir leid. Was man eben so kurz gefasst schreiben kann mit der anderen Hand am Lenkrad. Eigentlich unverantwortlich, Telefon am Steuer, ich weiß. Ich lasse nur sehr ungern jemanden warten. Schon gleich gar nicht die Koryphäe. Es waren tatsächlich kaum mehr als fünf Minuten, zählt in diesen Breiten eigentlich nichtals ernsthafte Verspätung. 18:37 Uhr gilt noch als pünktlich. Im Wartezimmer noch ein älterer Herr, na ja, was heißt schon älter, ein bisschen grauer eben, die Alten denken ja immer, die anderen Alten seien noch älter als sie selbst. Der ältere Herr trug eine Halsmanschette. Ich weiß nicht, ob das wirklich so heißt, so ein Ding eben, was sie einem verpassen bei Schleudertrauma, nach Auffahrunfall meistens. Deren Nutzen ist, nebenbei bemerkt, stark umstritten, geradezu zweifelhaft. Die Manschette führt zu einer Schwächung der Halsmuskulatur, die ja gerade gebraucht würde zur Stabilisierung beim Schleudertrauma. Derältere Herr – excusez-moi, vous avez rendez-vous pour quelle heure? – hatte einen Termin um 19 Uhr. Erstaunlich, fand ich noch, eine halbe Stunde vor der Zeit. Überpünktlich. Würde mir im Traum nicht einfallen. Der arme Kerl würde mich auch noch abwarten müssen mit meinem Termin vor seinem.
Viertel nach sieben endlich verabschiedete Frédéric den Vorpatienten und kam ins Wartezimmer. Es täte ihm leid, aber mein Rendezvous wäre doch gestern gewesen, könnte natürlich auch sein, dass sich sein Sekretariat getäuscht hätte, wie auch immer, er nähme mich danach noch, quand même, trotzdem, sagte er. Sagte er, lächelte sein Lächeln aus seinen ungepflegten Zähnen. Was heißt hier trotzdem, dachte ich mir. Trotz was? Trotz Insuffizienz seines Sekretariats? Will ich denn überhaupt noch genommen werden, danach? Ich wollte meinem Unmut in aller Klarheit Ausdruck verleihen, da hatte er mir jedoch schon den Rücken gekehrt und verschwand mit dem grauhaarigen Schleudertrauma.
Scheisse, dachte ich, und ärgerte mich über meine mangelnde Schlagfertigkeit. Wirklich schade, wollte ich gesagt haben, ich warte quand même, immerhin, schon eine geschlagene halbe Stunde, ich habe nicht so viel Zeit, dann mache ich eben einen neuen Termin. Scheisse, schrie ich im leeren Wartezimmer das klägliche Wartezimmergrün in der Ecke an, tigerte um den Plastiktisch mit abgegeriffenen Magazinen, – Géo, Le Figaro – und versuchte mich zu beruhigen. War ja eh zu spät, aufregen bringt nichts, Aufregung macht mir ein diskretes Zittern in den linken Arm. Trotzdem: Scheisse!
Ich hatte mich auf einen gemütlichen Fernsehabend mit den Kindern und ihrer Mutter gefreut. Abendessen devant la télé, vor der Glotze. Auch sehr umstritten, ich weiß, geradezu zweifelhaft. Beinahe unverantwortlich. Egal. Erziehung soll andererseits nicht immer nur unangenehm sein. Immerhin hatten sie sämtliche Hausaufgaben für die nächsten Tage erledigt. Sogar die Englischvokabeln. Wir wollten den dritten Teil von "Divergente" gucken, so ein Science-fiction-Spektakel. Früh genug wollten wir uns vor der Glotze einfinden, weil am nächsten Tag ja Schule war. – Fangt schon mal an, das dauert hier noch. Frédéric nimmt sich eine gute halbe Stunde pro Patienten. Gut die Hälfte der Zeit geht allerdings in die Dokumentation. Alles muss aufgeschrieben werden. Mit zwei Fingern und ohne Sekretärin ist das mühselig. Das hier würde also noch mindestens eine Stunde dauern, vor halb neun käme ich nicht wieder raus.
Das Arzt-Patient-Verhältnis ist, glaube ich, in Frankreich bestimmt mehr als in Deutschland von Überheblichkeit, Herablassung und Missachtung geprägt. Der Patient wird im allgemeinen geduzt und als störend empfunden. Der Patient soll dankbar sein, überhaupt gehört zu werden. Zwei Stunden Wartezeit zur Einstimmung sind dabei durchaus angemessen. Frédéric duzt mich zwar nicht, immerhin bin ich Kollege, kann sich aber meinen Namen nicht merken und nennt mich in seinen Unterlagen hartnäckig Bertrand. Und das H im Familiennamen findet seinen Platz immer wieder woanders. Kann er nicht besser. Will er wahrscheinlich nicht. Egal eben irgendwie. Als Patient ist man eben oft egal irgendwie. Frédéric zeigt sich ausgesprochen unzufrieden angesichts der Tatsache, dass ich seinem ergänzenden Therapievorschlag nicht folgen wollte seit unserem letzten Rendezvous. Immerhin bin ich der Patient und er der Arzt. Der Patient hat den Anweisungen des Arztes Folge zu leisten. Zudem hatte er damals schon, nachdem er keine wirklich griffigen medizinischen Argumente präsentieren konnte, zu allerlei rhethorischen Tricks gegriffen. Ich solle mich doch nicht doppelt bestrafen. Erst die Krankheit und dann auch noch Therapieverweigerung. Blödsinn. Hat er mich jemals gefragt, wie ich mit der Krankheit lebe? Ob ich sie als Strafe empfinde? Unterstellt er einfach so. Woher hat er so einen Unsinn? Küchentischpsychologie. Nehme ich ihm immer noch übel. Seine strenge Unzufriedenheit beeindruckt mich nicht weiter. Er macht einen verzweifelten Gesichtsausdruck. Aber warum denn nicht noch ein Medikament, bon sang, meine Güte! – Ganz einfach, ich spüre keine ernsthafte Verschlechterung und somit keinen Grund, mehr Pillen zu essen.
Und, vor allem, habe ich kein Interesse, ohne Verschlechterung alle diese Nebenwirkungen seines neuen Medikaments in Kauf zu nehmen. Ein buntes Sammelsurium massiver Phänomene. Allergie, Übelkeit, Verstopfung, Durchfall, das Übliche eben. Dazu Gedächtnisstörungen, Herzschwäche, Gewichtszunahme, Wahnvorstellungen. So Sachen. Immerhin! Okay, wenn man Beipackzetteln und dem Internet wahllos Glauben schenkt, macht jedes Mediakment noch kränker. Weiß ich. wikipedia.de als halbwegs seriöse Quelle schreibt: "Aufgrund des Auftretens möglicher 'Schlafattacken', ist das Führen eines Kfz … zu unterlassen". Narkolepsie. Betrifft immerhin 14%. Dürfte ich dann noch ruhigen Gewissens meine Kinder von der Schule abholen? Überhaupt Auto fahren? "Häufig ist das Auftreten von Impulskontrollstörungen". Kaufrausch, Spielsucht, Hypersexualität. Super. Darauf hatte Frédéric mich schon beim letzten Mal hingewiesen. Und seinen Hinweis Buchstaben für Buchstaben in seine Dokumentation getippt.
Das hat nichts mit Empathie für seine Patienten zu tun. Wahrscheinlich hat er Angst um sich selbst. Vermutlich gab es in irgendeiner Fachzeitschrift mal einen Fallbericht aus den USA. Jim H. Brown in Springfied, Ohio, hatte seiner Tochter ein Rennpferd gekauft, vier Cadillacs bestellt und Amazon halb leer gekauft. Sein Anwalt konnte dem Neurologen Schadensersatz in Höhe von 3,1 Millionen Dollar abpressen wegen lückenhafter Aufklärung. 3,1 Millionen! Soweit sind wir in Frankreich noch nicht, aber man sollte schon aufpassen. Und neulich auf dem Kongress in Toulouse die Anekdote von Gérard S., der sich eine ergiebige Tour durch sämtliche Sexshops des Départements gegönnt hatte, sich die Suite impériale buchte im 5-Sterne-Hotel und ein ganzes Rudel Damen bestellte. Dann, als es losgehen sollte, allerdings einem Herzinfarkt erlag. Hahaha. Die Angehörigen ahnten nichts von einem möglichen Zusammenhang mit der kürzlich angesetzten Therapie. Ouff. Aber Achtung, liebe Kollegen! Nicht alle Angehörigen sind so unbedarft. Klären Sie auf und dokumentieren Sie. Die Dokumentation ist das wichtigste.
Ich musste mir wieder einen langen Monolog über den Pathomechanismus meiner Krankheit anhören, es ist immer der gleiche Text, es geht um den Dopaminmangel, den fortschreitenden Dopaminmangel und verschiedene therapeutische Ansätze. Dieser Vortrag ist immer der gleiche, hat er sich wohl schon vor Jahren zugelegt, kriegt wahrscheinlich jeder zu hören, ob er will oder nicht, ob er wie ich davon auch schon mal im Studium geört hat oder nicht. Frédéric lässt sich nicht unterbrechen, fährt unbeirrt fort im Text, legt bei Zwischenfragen ein bisschen Lautstärke zu. Unbeirrbar. Ich bin der Doktor und du der Patient. Der Patient hört geduldig zu. Man kann nur abwarten, bis es vorbei ist.
Aus abrechnungstechnischen Gründen darf die körperliche Untersuchung natürlich nicht fehlen. Die wiederum hält Frédéric sehr knapp, striktes Minimum. Ich darf zwei Mal auf- und abgehen in seinem großzügigen Altbaubüro zur Beurteilung meines Gangbilds und ob der Arm noch mitschwingt. Sein Büro dient gleichzeitig als Lagerraum für allerlei ausgediente häusliche Utensilien, ein Bügelbrett zum Beispiel lehnt hinten links an der Wand und ein paar Kartons türmen sich – cuisine, salon, chambre, Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer. Frédéric ist Scheidungs-Single, kein Wunder. Wir üben aktive und passive Bewegung. Zahnradphänomen links. Wussten wir schon, wird nicht besser mit der Zeit. Rotation im Unterarm wie zum Glühbirnenschrauben. Nicht so gut links. Nicht schlechter allerdings als vor bald zwei Jahren schon. Nicht viel schlechter zumindest. Nicht so, dass es mich stören würde. Wie häufig habe ich schon Glühbirnen zu wechseln? Mit links? Um seiner Untersuchung einen wissenschaftlichen Touch zu geben, spricht er von Scores. Die Motorik betreffend habe ich einen Score von zwei. Zwei von wieviel, fragte ich. Zwei von vier. Mediziner lieben Scores. Wir haben in der Anästhesie auch eine ganze Menge davon. Zu irgendwas müssen ja all die Professoren und ihre Doktoranden gut sein. Und? Was heißt das? Unverändert, musste er zugeben. Warum also noch ein Medikament, fragte ich. Ich würde mich melden, wenn mir danach wäre.
Schließlich, endlich im Aufbruch begriffen, wir hatten schon über das nächste Mal geredet, in sechs Monaten und ich würde dann einen Termin mit seinem Sekretariat finden, fing er doch wieder an. Wenn ich das Sifrol nicht nehmen wollte, könnte es ja auch ein anderer Wirkstoff sein. Welch erstaunliches Ansinnen! Geht es nur darum, mit einer Schachtel mehr nach Hause zu gehen? Ist es denn so egal, was ich da esse? Wollen wir es vielleicht mal mit Aspirin, Vitamin C oder Homöopathie versuchen?
Hilft bestimmt auch. Ganz bestimmt.
© Bertram Diehl, 2018. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.
Schweinehunde
Über den Winter hat sich ein ganzes Rudel innerer Schweinehunde gegen mein Fahrrad angesammelt. Der Wind an sich, der Wind aus der falschen Richtung, die Kälte, die Nässe, die Wolken, die Regenwahrscheinlichkeit. Dazu die üblichen Schweinehunde, die immer funktionieren. Der leere Kühlschrank, zu wenig Katzenfutter, der fast verstopfte Ablauf der Badewanne. Sowas. Wenn es ein Argument gegen ein, zwei Stunden Radfahren zu finden galt, fand sich auch eins.
Zur Not Stella.
2:16 Uhr das Telefon. Stella. Stella, la sage-femme, die Hebamme. Braucht eine Péridurale für eine Drittgebärende bei fünf Zentimetern. Stella bezeichnet sich selbst als chat noir, als jemanden, der Unglück irgendwie anzuziehen scheint. Wenn Stella im Kreisssaal ist, geht immer, na ja, oft was schief. Okay, keine beunruhigenden Einzelheiten an dieser Stelle. Auch im Kreisssaal kann eben immer wieder mal was schiefgehen. Organisatorisch, menschlich, medizinisch. Acht Minuten später schon, 2:24 Uhr, finde ich Stella in Saal 4. Der Muttermund mittlerweile vollständig eröffnet. Typisch Stella. Eigentlich zu spät für eine Péridurale. Wie lange es wohl noch dauern würde, bis das Kind da sei? Na ja, eine halbe Stunde bestimmt vielleicht schon noch. Bis die Péridurale fertig ist und zu wirken beginnt, dauert es etwa zwanzig Minuten.
Cap Garonne ist eine Wohnlage wie Cap Ferrat in Nizza, Pampelonne bei Saint-Tropez oder Cap Bénat bei Le Lavandou. Das Meer in Sichtweite, Aussicht bis Korsika, wohnen Leute – oder kommen übers Wochenende – in Anwesen deutlich jenseits der Millionengrenze. Beilagen von Hochglanzmagazinen bieten sowas an. Drei Millionen aufwärts. Videoüberwachung, Pförtner, Zugangskontrolle. Riesige Terrassen, Pools, deren blauer Horizont mit dem Himmel verschmilzt. Im Fuhrpark elitäre Roadster ohne Dach und riesige Allradschiffe, viel zu groß für die schmalen Straßen. Am einem Donnerstagmorgen nach Stella mitten in der Nacht sind hier nur weiße Kastenwagen unterwegs, Klempner, Glaser, Schlüsseldienste. Auch in der Hochglanzimmobilie geht mal eine Scheibe kaputt, ist mal ein Klo verstopft, hat der Nachwuchs den Code der Alarmanlage verstellt. Sans faire exprès natürlich. Warum sollte hier irgendetwas anders sein als bei normalen Leuten?
Ob sie wirklich all die Risiken in Kauf nehmen möchte? Für zehn Minuten weniger Schmerz vielleicht? – Welche Risiken? – Na ja, auch eine Péridurale kann tödliche Komplikationen mit sich bringen. Für Sie oder ihr Baby. So ist das eben in der Medizin. Oder Sie in den Rollstuhl bringen. Das war ein bisschen unfair, ich weiß. Das Gleiche sage ich den werdenden Müttern in der normalen Sprechstunde zwar auch, gehört zur Risikoaufklärung, aber relativiere diese Risiken im gleichen Atemzug als heutzutage eher theoretisch.
Vor ein paar Jahren, ich kann mich noch präzise an den Abschnitt erinnern, wurde ich von der französischen Triathlon-Vizemeisterin überholt. In einer Steigung. Morgens um zehn nach acht. Sie hatte ihr Töchterchen dabei, blond gelockt und in Rosa. Im Anhänger. Wahrscheinlich auf dem Weg in die École maternelle. Beide lächelten und nickten mir aufmunternd zu. Ich hatte nicht den Hauch einer Chance, auch nur dran zu bleiben. Später fragte ich mich, ob das Fahrrad der französischen Triathlon-Vizemeisterin nicht doch mit Batterie und Motor getunt war.
Die Drittgebärende will es nachts um halb drei unter der Vorstellung nicht unerheblicher Risiken doch lieber mit angepasster Atemtechnik zu Ende bringen. Muss sich eben Stella mehr bemühen. Und kann nicht mehr als Schweinehund herhalten.
Auf meiner Strecke über Cap Garonne, gemäßigt bergauf und bergab, gesperrt außer für Anlieger und Radfahrer, zwischen Pinien, Felsen, Mandelbäumen, Oliven und Feigen, gelegentlich eilige Kastenwagen von vorne oder hinten, gibt es, abseits der abgeriegelten Wohnbezirke, zwischen verwilderten Weinstöcken und eingefallenen Gewächshäusern, noch ursprüngliche Häuschen in Bruchstein. Manche mit erheblichem Renovierungsbedarf. Aber mit vue mer. Später, wenn ich mal älter bin, wenn die Kinder mal nicht mehr zuhause wohnen und nur alle halbe Jahre für ein Wochenende zu Besuch kommen, reicht mir auch sowas. Von meiner Terrasse aus kann man das Meer hören, sehen und riechen. Am Horizont die Fähren nach Korsika, Sardinien und Rom, manchmal die Charles-de-Gaulle. Im Kühlschrank immer ein Vorrat von ein paar Flaschen Rosé. Für die Enkel ein Matratzenlager unter dem Dach, zur Abkühlung reicht der Brunnen im Garten.
Für mich ein Fahrrad mit Elektrounterstützung.
© Bertram Diehl, 2018. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.
Marie
La connerie et la paresse, Dummheit und Faulheit. Ist in der Sprechstunde eine relativ häufige Antwort, vielleicht zehn Prozent, gepflegter männlicher Ruheständler mit überregionaler Tageszeitung unter dem Arm. Ist die Antwort auf die Frage "présentez-vous des allergies", haben Sie Allergien? Lächeln ein verschmitztes Lächeln dazu, ergänzen gerne, nein, im Ernst, ich bin nicht einmal auf Iod allergisch. Die Iod-Allergie hingegen ist eine beliebte Allergie junger Erzieherinnen. Ich frage mich immer, zu welcher Gelegenheit junge Erzieherinnen mit Iod in Berührung kommen. Vertragen, auf Nachfrage, keine Austern. Nicht weiter schlimm, im OP gibt's keine Meeresfrüchte. Auf Bétadine, dem gängigen Haut-Desinfektionsmittel, ist selten mal jemand allergisch. Austern undBétadine werden fälschlicherweise oft gleichgesetzt, was das Iod betrifft. Diesbezügliche Diskussionen mit jungen Erzieherinnen vermeide ich gerne, notiere auf dem Narkosebogen: Pas de Bétadine, svp, bitte kein Bétadine.
Die Fagen sind immer die gleichen. Sind Sie schon mal operiert worden? Wenn ja, ist alles gut gegangen? Wieviel rauchen Sie, arbeiten Sie, treiben Sie Sport? Wer Sport treibt, hält auch eine Narkose aus.
Les restanques, ça compte comme sport? – Gelten die Weinberge als Sport?
Marie, bon sang, meine Güte! – Mama erhebt Einspruch. Ich verstehe nicht sofort, was Marie meint. Mir ist auch nicht klar, warum Mama ihre Tochter zurechtweist.
Pardon? -
Non, c'est bon, laissez tomber. Je né fais pas de sport. – Schon gut, kein Sport. Restanques.
Marie ist fast sechzehn und hat nächsten Donnerstag eine Abtreibung. Unter Vollnarkose. Deswegen sitzt sie in meiner Sprechstunde. Vermutlich haben die Weinberge was mit ihrer Schwangerschaft zu tun. So genau will ich es gar nicht wissen.
Ich habe zehn Minuten pro Patient. Bei Menschen ohne Vorerkrankungen, denen die Weisheitszähne entfernt werden sollen oder ein Leistenbruch zu reparieren ist, reichen die zehn Minuten problemlos. Formsache. Sie sind volljährig und haben weder Eltern noch besorgte Gatten dabei, wollen den Auftritt beim Anästhesisten so schnell wie möglich hinter sich bringen. Bloß keine Fragen, bloß keine langen Erklärungen zu Durchführung, Risiken und Nebenwirkungen der Narkose. Eltern wollen alles ganz genau wissen, logisch, besorgte Angehörige stellen gelegentlich überraschende Fragen: Sagen Sie, docteur, was soll eigentlich operiert werden?
Nehmen Sie regelmäßig Medikamente? Wenn jemand Medikamente nimmt, kann ich daraus Rückschlüsse auf die Krankheiten ziehen. Ältere Herrschaften wissen ihrerseits oft nicht, wofür sie ihre ganzen Medikamente einnehmen. Meist ist es was für den Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, verengte Herzkranzgefäße, das Cholesterin. Manche Hausärzte, so scheint es, gewinnen mit der Menge verschriebener Medikamente an Ansehen bei ihren Patienten. Für jedes Wehwehchen ein Schächtelchen. Für den querliegenden Furz, für die kleine Schlafstörung, das gelegentliche Sodbrennen. Warum nicht auch was für die Nerven und Sie scheinen mir auch ein bisschen depressiv die letzte Zeit. Ach, die Katze ist gestorben! Ich schreibe Ihnen was auf. Zack, Schächtelchen. Das wird schon wieder. Und das Gedächtnis ist auch nicht mehr so gut? Neulich mussten Sie niesen? Bestimmt eine Allergie. Schmerzen in den großen Zehen. Bestimmt die Gicht. Am Ende dürfen sie eine volle Ikea-Tüte aus der Pharmacie schleppen. Eine Art Krankheitsgewinn.
Ouvrez grand la bouche et faites aah, s'il vous plaît, öffnen Sie den Mund soweit wie möglich und sagen Sie Aah, bitte! Gehört zur Untersuchung wie Blutdruckmessung und Auskultation von Herz und Lunge. Dient der Beurteilung von eventuellen Schwierigkeiten bei der Intubation. Will aber auch kaum ein Patient wissen. Sie machen den Mund weit auf und sagen Aah.
Marie kichert kurz, nimmt den Kaugummi aus dem Mund, gehorcht. Und läuft knallrot an. Mama, die den Mund solidarisch auch ein bisschen geöffnet hat, prustet los.
Quoi, was?
Mama kann sich nur schwer beruhigen. Muss auch was mit den Weinbergen zu tun haben.
Mütter können sowas von peinlich sein.
© Bertram Diehl, 2018. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.
Trou du cul
Sonntag, 18:46 Uhr. Im Auto mit Frau und Tochter. Der Sohn erwartet uns mit den Freunden am Kino. Super Timing. Ganz selten schaffen wir es, so punktgenau im Auto zu sitzen. Immer hat jemand was in letzter Minute vergessen. Handy, Portemonnaie, Regenschirm. Wir haben Karten für "Les Heures Sombres" um 19:15 Uhr. Pathé Liberté. Das Kino im Stadtzentrum. Tendenziell anspruchsvollere Filme und Direktübertragungen aus der Hauptstadt oder der Oper in New York zeigen sie nur im Stadtzentrum. Im Schwester-Kino der neuen Billig-Mall Richtung Nizza liegt der Schwerpunkt mehr auf Blockbustern. "Star Wars", "Jumanji" und französischer Humor. In Imax oder 4D. Der Churchill-Film gilt wohl als anspruchsvoller. Nur im Stadtzentrum. Ins Zentrum gelangt man am schnellsten über die Autobahn. Wenn der Autobahntunnel unter der Stadt nicht zu ist. Wenn der Tunnel zu ist, muss man die Schleichwege kennen oder gottergeben auf ein Wunder hoffen. Gottergeben ist meistens besser, weil alle Einheimischen die Schleichwege kennen.
Jetzt müsstest du schon fahren wie ein Arschloch, wenn wir das Kino noch schaffen wollen, sagt meine Frau.
Sie hat recht. Tunnel fermé. Accident. Steht da. Der Tunnel ist zu. Wegen Unfall. Rote Pfeile auf den Leuchttafeln über den drei Spuren weisen blinkend nach rechts, auf die Ausfahrt direkt vor dem Tunnel. Viele Verkehrsteilnehmer folgen frühzeitig dieser Aufforderung. Eigentlich ganz verwunderlich angesichts der im allgemeinen eher mediterranen Interpretation der Straßenverkehrsordnung. Die linke Spur ist relativ frei. Ich weiß, was meine Frau meint. Auf dem Weg zur Oper ist unser Timing manchmal primär nicht gut. Handy, Kreditkarte, Tickets. Unter verhaltenem Protest meiner Frau sehe ich mich gelegentlich genötigt, mein Potential zu mediterraner Ausreizung der Verkehrsregeln unter Beweis zu stellen. Der Protest meiner Frau auf dem Weg zur Oper, wie gesagt, eher verhalten. Zweckdienlich verhalten. Meine Frau würde mich nur ungern offen zum Regelbruch auffordern. Ich weiß auch so, was meine Frau meint. Meine Tochter auch. Meine Tochter ist wohlerzogen. Der offene Regelbruch entspricht nicht ihrem Naturell. Sie hätte sowieso lieber "Belle & Sebastian 3" geguckt.
Tu né vas pas faire ça! Das machst du nicht! Tu né vas pas encore conduire comme un thug! Nicht schon wieder!
Wieso eigentlich "schon wieder"? Wann schon übertrete ich mal Verkehrsregeln?Rot ist rot. Aus Prinzip. Mit Kindern im Auto erst recht. Und Tempo fünfzig ist Tempo fünfzig. Plus zehn Prozent vielleicht. Höchstens. Habe ich andererseits denn aktuell eine Wahl? In meinem Telefon ist der QR-Code für alle unsere Kinoplätze gespeichert. Acht Plätze. Mein Sohn wartet, die Freunde warten. Mein Sohn wollte diesen Film unbedingt sehen, weil er diese Woche eine Klassenarbeit zum zweiten Weltkrieg hat. Seine Initiative. Muss man fördern sowas. Tunnel auf oder zu, Pfeile nach rechts hin oder her, ich habe keine Wahl. Die linke Spur ist geradezu frei. Vollzogene Integration manifestiert sich auf der linken Spur.
Papa!
Herr Diehl!
Meine Frau hat auch keine Wahl. Sie muss offiziell Protest einlegen. Das ist sie ihren teutonischen Genen schuldig. Und ihrer Rolle als Erziehungsberechtigter.
Was? Wollen wir nun rechtzeitig ins Kino kommen oder nicht?
Natürlich wollen wir rechtzeitig ins Kino kommen. Ist ohnehin nicht mehr weit bis zur Ausfahrt, ein knapper Kilometer vielleicht noch. Die Ausfahrt ist das Nadelöhr. Gleich nach dem Nadelöhr gibt es drei neue Spuren.
Blaulicht im Rückspiegel, Notarzt, Feuerwehr. Vorneweg bahnt ein Kleinwagen bayerischer Produktion mit Lichthupe den Weg, um kurz vor der Sperrung rechts einzuscheren. Das ist fortgeschrittene Integration. Soweit bin ich noch nicht. Passt auch nicht zur Familienkutsche. Hinter dem Blaulicht ist die Bahn auch frei. Das wiederum kann ich.
Papa!
Herr Diehl!
Was? Wollen wir nun rechtzeitig ins Kino kommen oder nicht?
19:02 Uhr in der Eingangshalle des Kinos. Als wäre nichts gewesen.
Exceptionnellement. Ausnahmsweise. Aber nächstes Mal die Ausweise nicht vergessen! Dem Kartenprüfer am Zugang zu den Sälen war schon aus der Entfernung anzusehen, dass er Ärger machen würde. Diese Gesichtshaartracht ist ein Warnzeichen. "Gewerkschafterbart" heißt das bei wikipedia. Normalement, eigentlich, dürften die Kinder ohne entsprechende Ausweise nicht ins Kino. Ich kann ja auch nichts dafür, Anweisung der Direktion. Die Kinder sollen per Ausweis belegen, dass sie zurecht vom jeweils ermäßigten Tarif profitieren. Ehrlich? Sieht man das nicht? Sehen mein Sohn und sein Freund nicht aus wie collégiens? Meine 12jährige Tochter und ihre Freundin nicht wie unter vierzehn?
Beinahe wäre trotz langwieriger Verhandlungen mein selbstloser Einsatz auf der Straße hinfällig gewesen.
Die Mutter des Freunds und der Freundin, Violonistin an der Oper, ist außer sich. So kenne ich sie gar nicht. Demnächst kriegen die Kinder nicht mal mehr eine Cola ohne Ausweis! Wünscht dem Kartenleser auf dem Weg nach Saal 6 alles nur erdenkliche Unheil an den Hals. Wer schon mit solchen Haaren im Gesicht rumläuft! Dabei hatte der nun ja auch keine Wahl. Anweisung der Direktion. Wozu wären sonst Vorschriften da? Trotzdem, natürlich hat sie recht. Pinailleur, petit con prétentieux, trou du cul. Erbsenzähler, Klugscheißer, Arschloch.
© Bertram Diehl, 2018. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.
Yühtüb
Deutschlandreise. Nicht mehr lange bis zur Wahl. Plakate allenthalben. Angela natürlich und Martin. Der sollte sich mal rasieren, sagen die Kinder. Die lokalen Repräsentanten dazu. Manche Porträts auf den Plakaten in schwarz-weiß. Auch unrasiert. Dazu gelb auf rosa: FDP. Finden die Kinder zum Brüllen komisch. Den soll man wählen? FDP? Papa versteht mal wieder nichts. Erklärt, die FDP sei eben auch so eine Partei, die man in Deutschland wählen könnte. Wofür die Buchstaben stehen, interssiert die Kinder schon gar nicht mehr. Ja, ja, schon gut, aber doch nicht FDP! Weißt du nicht, was das heißt? Papa weiß es nicht. Wahrscheinlich eines dieser Kürzel, die die Kinder so gerne verwenden, lol und mdr kenne ich. FDP, klären mich die Kinder auf, steht für fils de pute. Stimmt, in Frankreich ginge das gar nicht.
Rosa rosa rosam
Auf dem Weg zur Schule. Latein. Meine Tochter hat jetzt auch Latein. Ein Test. Sie übt noch mal schnell die A-Deklination. Rosa rosa rosam. An diese Reihenfolge konnte ich mich beim ersten Sohn nur schwer gewöhnen. Eigentlich rosa rosae rosae. Franzosen machen gerne alles anders als alle anderen. Sogar Latein. Andere Reihenfolge der Fälle als die Deutschen. Immerhin bleibt der Nominativ an erster Stelle. Danach Kraut und Rüben. Als zweites der Vokativ. Statt des Genetivs. Der Genetiv wird stiefkindlich behandelt, findet sich erst an vierter Stelle. Liegt vielleicht daran, dass sie in ihrer Muttersprache schon ohne Genetiv auskommen müssen, statt von Papas Hammer von le marteau de papa, dem Hammer von Papa, reden müssen. Ist für mein Sprachgefühl fast so elegant wie dem Papa sein Hammer. Vermutlich eine Frage der Gewöhnung. Andere romanische Sprachen müssen auch ohne Genitiv auskommen.
Rosae rosae rosa
Meine Tochter mag Latein gar nicht, nimmt da kein Blatt vor den Mund. La pure merde sagt sie. Weil das nichts bringt. Was soll eine tote Sprache schon bringen? Auch wenn die Brüder schon Latein machen mussten. Der Eltern wegen. Weil das sehr wohl was bringt. Für das Sprachverständnis, den Spracherwerb, den Wortschatz. Die Allgemeinbildung. Hat's uns etwa geschadet? Sagen die Eltern.
Rosae rosae rosas rosarum rosis rosis
Die Brüder konnten in der Tat auch wenig Begeisterung aufbringen für Latein. Hielten sich aber zurück mit so krassem Kommentar. Die Lehrer geben sich andererseits große Mühe, ihrem unbeliebten Fach interessante Aspekte zu verleihen. Klassenreisen zum Beispiel nach Rom, Neapel, Pompeji. Auch die Reise des Sohns nach Griechenland – Athen, Delphi, Olympia – im nächsten Frühjahr findet im Rahmen des Lateinunterrichts statt. Zehn Tage im Bus. Immerhin. Ein Sohn durfte über Jahre Filme gucken, die im weitesten Sinne was mit der Sprache zu tun hatten. Klassiker wie Ben Hur. Wahrscheinlich auch die Aufnahme mit Jacques Brel. Der Vollständigkeit halber. Aber das ist schon fast so schlimm wie Oper. Ich glaube nicht, dass er über rosa rosa rosam hinausgehende Sprachkenntnisse erwerben konnte. Egal.
Hast du gehört, was der gesagt hat?
Er hat was gesagt, richtig. Ich habe nicht zugehört. Nein, was denn?
Der hat twenty one pilot gesagt.
Ja, und?
Morgens auf dem Weg zur Schule. Wir hören mistral fm, Lokalsender von Toulon. Von sechs bis neun wird "La Matinale" moderiert von zwei Sprechern, weiblich und männlich, ich nenne sie mal Manon und Livio. Wahrscheinlich haben sie auch wirkliche Namen, wahrscheinlich stellen sie sich auch irgendwann vor, um sechs Uhr morgens vermutlich. Vor dem Kaffee kann ich aber noch kein Radio mit imperativ guter Laune aushalten. Ich höre mistral fm ohnehin nur mit den Kindern im Auto und nur, wenn sie darauf bestehen. Wenn ich mit den Kindern morgens mistral fm höre, ist Manon zuständig für den Verkehrsüberblick – Stau überall, intensiver Pendlerverkehr in die Großstadt eben, immer das Gleiche – und das Horoskop, auch immer das Gleiche irgendwie. Livio erzählt Neues aus der Welt der Piepöhl – er meint people, also VIPs, Hollywoodgrößen und einheimische Prominenz – sowie lustige Anekdoten, die er vermutlich bei yahoo oder facebook aufgeschnappt hat. Manon lacht dazu gerne ein rauchiges Lachen, kommentiert wahnsinnig amüsant und unglaublich inspiriert. Manon sollte einfach beim Lachen bleiben. Noch besser wäre, wenn Livio einfach die Klappe halten könnte.
Der hat pilot [pi:lot] gesagt. Mit I!
Mein Sohn gibt sich empört, ich verstehe nicht, warum. Na, und?
Twenty One Pilots ist eine englische Gruppe. Man sagt [ˈpaɪləts].
Nous sommes en France, fiston. Franzosen dürfen das doch.
Wieder im Auto. Mit der Tochter. Auf der vierspurigen Ausfallstraße – Avenue de la Paix – westwärts Richtung Carrefour, Ikea und Décathlon ist die Geschwindigkeit auf fünfzig Stundenkilometer begrenzt. Solarbetriebene Messgeräte zeigen die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit an. Grünes Smiley und "Merci" oder rot und die Drohung mit Punktverlust. Wer ohnePunktverlust fahren will, nimmt jede Ampel mit. Sechs Mal rot auf einem knappen Kilometer. Das nervt. Nur Fahrschulen fahren hier fünfzig. Manchmal reicht's trotzdem nicht. Der eilige Handwerker im weißen Kastenwagen muss bei Rot über die Ampel. Egal. Fällt aber auch meiner Tochter auf.
T'as vu ce thug?
Meine Tochter sagt "tög". Klingt wie "bög". Die Einheimischen kennen den "bög" seit dem Ende des letzten Jahrtausends. Den millenium bug haben die Franzosen von den Amis übernommen. Nicht nur sprachlich. Immer, wenn was nicht nicht funktioniert, ist es ein bög. Geht auch als Verb. Ça a bugué (oder beugué), da ist was schief gegangen. Den thug kannte ich nicht.
Was ist ein tög?
Un voyou, ein Gauner. Meine Tochter antwortet prinzipiell auf Französisch.
Und woher kennst du das?
De quelqu'un chez youtube, von jemandem bei Youtube. Wahrscheinlich von einem französischen youtuber mit Millionen von Abonnenten. Squeezie, Norman oder Cyprien. Meine Tochter sagt Yühtüb. Geht natürlich gar nicht. Nicht mal nach den gängigen französischen Regel zur Aussprache geht das, ou ist u.
Youtube ist englisch, kläre ich die Tochter auf, man sagt [ˈjuːˌtjuːb].
Tu peux le dire comme tu veux. Moi, je suis française. Et en France on dit Yühtüb.
Voilà. Ende der Diskussion.
© Bertram Diehl, 2017. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.
Alles so wie immer
Ich hatte geahnt, das es soweit kommen würde. Prokrastination bringt gar nichts. Predige ich meinen Kindern regelmäßig. Macht eure Hausaufgaben, lest eure Bücher rechtzeitig, denkt an eure Sportsachen. Ce qui est fait, n'est plus à faire. Getan ist getan. Ganz selten hören sie auf mich.
Zum Wochenende Ende November die Mail von der Redakteurin. Hast du Stoff für uns? Mit diskreter Andeutung von Zeitdruck. Und lieben Grüßen aus dem Vorweihnachtschaos. Kalter Schweiss. Normalerweise passiert mir das nicht. Normalerweise warte die Mail gar nicht erst ab oder habe schon was auf Lager. Meist irgendwas aus dem Blog, ein bisschen überarbeitet, ein bisschen gekürzt, nicht mehr als viertausend Zeichen. Ich hasse Zeitdruck. Macht eure Aufgaben, wenn ihr Zeit habt. Ce qui est fait, n'est plus à faire höre ich mich noch selbst. Dazu nichts als faule Ausreden. Wie die Kinder. Buch vergessen, Füller gestohlen, vom Schwimmen so müde. Auto in der Werkstatt, Spülmaschine kaputt, Ärger mit Kollegen, solcher Unsinn. Als ob mir das Auto in der Werkstatt jedes denkbare Zeitfenster rauben könnte. Klassische Prokrastination. Absehbar somit und doch ganz plötzlich die Mail von der Redakteurin und nichts parat. Ich brauche dringend einen Text für meine Kolumne weiter hinten in der RivieraZeit, zweispaltig auf einer Art Natogrün. Am besten was passend zum Jahresende. Was Nettes zum Schmunzeln, ein Text, der mit Bonne Année enden kann oder Meilleurs voeux. Was mit Bezug zur Côte d'Azur, zum Leben hier als deutscher Ausländer. Zum Leben der Zielgruppe. Was mit Familie vielleicht. Familie passt gut zum Jahreswechsel. Familie passt auch zur Zielgruppe. Die Zielgruppe muss oft Weihnachten und Sylvester mit Kind und Kegel und Hund nach Karlsruhe und Oer-Erkenschwick reisen, weil die Großeltern lieber zuhause feiern. Wisst ihr, wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten. Oder Familie aus München und Potsdam fällt im Süden ein. Kinder, ihr wisst ja gar nicht, wie gut ihr's hier habt.
Mein Schwiegervater gehört zu letzterer Kategorie. Kinder, ihr wisst ja gar nicht, wie gut ihr's hier habt. Er wird Neujahr im Süden verbringen. Obwohl er ja auch nicht mehr der Jüngste ist. Mit easyjet nach Nizza fliegen. Dort einen Leihwagen nehmen. Ein paar Tage blauer Himmel und mediterrane Kulinarik. Und Familie. Fast alle Enkel sind zuhause. Freut mich sehr, weil er schon länger nicht mehr zu Besuch gekommen ist. Früher kam er gerne mit dem Auto. Gerne auch alleine. Mit dem Auto, weil da mehr reingeht als in ein, zwei Koffer. Und weil man dann unabhängiger ist, sagte er. Man kann fahren, wann man will. Wenn man morgens um halb vier aufwacht und fahren will, fährt man eben um halb vier Uhr morgens. Nichts konnte ihn aufhalten. Senioren neigen zu Imperativen dieser Art. Mit dem Flieger müsste man zudem noch einen Leihwagen nehmen in Nizza oder Marseille und das wäre alles zu lästig. Oder, noch schlimmer, man müsste sich abholen lassen. Senioren wollen vor allem niemandem zur Last fallen. Wenn er dann schon mal mit dem Auto kam, immerhin gut 1.600 Kilometer in vierzehn Stunden, blieb er gerne auch ein bisschen länger. Zwei, drei Wochen. Ich kann mich dann ja auch um die Küche kümmern, sagte er. Er kümmert sich gerne um die Küche, einschließlich marché, poissonnerie, fromagerie. Haben wir alles im Dorf. Südfrankreich eben. Früher, wenn er sich nicht um die Küche kümmerte, arbeitete er im Garten. Mein Schwiegervater ist Bildhauer. Der bedeutendste lebende Bildhauer Schleswig-Holsteins übrigens. Findet er nett, wenn man das sagt. Er ist bedeutendste lebende Bildhauer Schleswig-Holsteins. Bei uns im Garten entstanden unter Kettensäge, Stecheisen und Winkelschleifer zahlreiche Skulpturen in Zeder, Zypresse, Akazie und Pinie. Über Wochen profitierte das ganze Viertel vom würzigen Aroma mediterraner Hölzer. Um den Staub kümmerte sich die Putzfrau.
Manchmal kam auch die Schwiegermutter, vor allem als die Kinder noch kleiner waren. Gerne auch sie alleine und lieber im Sommer. Was uns auch entgegenkam, irgendwie. Ersparte uns Aupair-Mädchen und andere abgründige Betreuungsmaßnahmen. Ich schicke euch dann mal Mutter, sagte der Schwiegervater dazu. Drei, vier Wochen. Damit sich's auch lohnt. Sie kann euch ja dann auch in der Küche helfen. Die Schwiegermutter nahm gerne den Flieger, wir holten sie in Marseille oder Nizza ab. Kleines Gepäck. Wenn ich was vergesse, kann ich mir das ja bei Intermarché oder Carrefour holen, sagte sie. Sie half auch gerne in der Küche. Nudeln mit Tomatensoße, Pfannkuchen mit Nutella, Fischstäbchen mit Kartoffelpüree. Dazu Bespaßung. Marineland, Aqualand, MacDonald's.
Der Schwiegervater bringt ein Paar kunstinteressierter Freunde mit. Er wird ihnen die Sehenswürdigkeiten der Umgebung zeigen, wahrscheinlich das eine oder andere Museum. Sie werden zweifelsohne auf Hafenpromenaden zu Mittag essen und exzessive Einkäufe tätigen auf dem Markt, bei der Fischfrau und dem Käsespezialisten. Südfrankreich eben. Blauer Himmel im tiefsten Winter. Das Regengrau zuhause nur in der Wetter-App. Kinder, ihr wisst ja gar nicht, wie gut ihr's hier habt. Wenn ich von der Arbeit zurückkomme, werden sie sich um die abendliche Kulinarik gekümmert haben. Punktgenau um sieben à table. Keine mediterranen Anwandlungen bitte, preussische Gene lassen da keinen Verhandlungsspielraum zu. Imperativ. Meines Schwiegervaters Fischsuppe mit handverlesenen Zutaten ist ganz exquisit. Zum Jahreswechsel wird es Austern geben und andere fruits de mer. Meine Tochter wird sich diesbezüglich unzufrieden zeigen. Zu ihrem Geburtstag hätte sie sich Raclette gewünscht oder Käsefondue. Egal, die Tochter findet immer was zu kritisieren.
Vor dem Countdown auf 2017 zwei, drei Mal Dinner for One auf verschiedenen Sendern. Ein Muss. Same procedure as every year.
© Bertram Diehl, 2017. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.
bertram@diehl.fr
Sixpack
Früher Freitag Abend. Vor der Tür drei Männer in Arbeitskleidung. In authentischer Ausstattung leicht erkenntlich als les éboueurs, die Müllmänner. Zum Jahresende warnt die Gemeinde gelegentlich vor falschen Kalenderboten. Diese sind mit Sicherheit echt. Sie sind zu dritt. Betrüger kommen angeblich meistens alleine. Und sind auch nicht so authentisch ausgestattet mit Reflektorstreifen an Beinen und Armen. Die Herren erinnern sich außerdem an die ausschweifenden Sommerfeste meines Sohns bis in die frühen Morgenstunden. Einer trägt einen Packen Kalender unter dem Arm. Die Kalender, jetzt schon? Mitte November? Trifft mich unvorbereitet. Normalerweise habe ich kleine Umschläge. Kärtchen mit netten Worten. Dank für die Mühen das ganze Jahr über, herzliche Wünschen zu Jahresendfeierlichkeiten und dem Neuen Jahr. Dazu Schecks. Ja, dieses Jahr ein bisschen früher, die Kollegen von der Post hätten ja auch schon die Runde gemacht.
2003. Früher Nachmittag im Spätsommer. Mistral. Das ist Wind aus dem Westen. Richtiger Wind. Sieste auf dem Sofa im Salon. Stimmen auf der Terrasse wecken mich. Ich verstehe kein Wort. Die Tonlage etwas aufgeregt. Der Sohn, damals sieben, und sein Kumpel aus der Nachbarschaft. Sie tuscheln, werden lauter. Aufgeregt, einer fällt dem anderen ins Wort. Kommt vor. Jungs in diesem Alter haben immer wieder irgendwelche Diskussionen. Um Holzschwerter, Bälle, Spielregeln. Murmeln gehen verloren und der andere hat Schuld. Vermutlich kein Handlungsbedarf meinerseits. Eltern sollen sich nicht immer einmischen. Und außerdem schlafe ich gerade. Wenn einer verletzt wäre, würde auch zumindest einer weinen. Wenn sie ein Pflaster bräuchten, ständen sie schon längst vor meinem Sofa. Was soll schon passieren? Wir wohnen am Ende einer Sackgasse. Von der Tür aus sehen sie, dass Papa schläft. Il dort. Das Tuscheln der Jungs entfernt sich wieder. Dachte ich mir doch, kein Handlungsbedarf. Das nächste Mal bringen sie ihre Diskussion bitte außer Hörweite auf der Terrasse zu Ende.
Der Kalender der Müllmänner ist in aller Regel ein Modell äußerst ökonomischer Ausstattung. Ein Karton DIN A 4, Postkartenansicht vom Dorf, Meilleurs Vœux für 2018, ein Kalender aufgetackert. Gefragt, wieviel sie dafür haben wollen, würden sie antworten comme vous voulez, wie Sie wollen. Das Ding ist eigentlich nicht mehr als fünfzig Cent wert. Ich frage nicht. In meinem Umschlag finden sie regelmäßig einen Scheck über einen gut zweistelligen Betrag. Dafür entsorgen sie widerspruchslos jeglichen Unrat. Sie würden ein verendetes Pferd ebenso mitnehmen wie schädlingsverseuchte Palmen. Wäre sonst Sondermüll. Dieser Großmut ist Gold wert.
Papa!
Papa!
Was denn? Jetzt also doch. Meiner kleiner Sohn und sein copain plötzlich direkt an meinem Sofa. Obwohl ich doch schlafe. Ganz aufgeregt die beiden. Der copain steht einen Schritt schräg hinter meinem Sohn. Sie haben was angestellt und wissen nicht, wie sie es erklären können, ohne dass zuviel Schuld auf sie fällt. Mein Sohn fängt Sätze an und findet den Inhalt nicht. Sie haben was gefunden. On l'a trouvé. Was auch immer. Wird sich bestimmt noch zeigen. Am Straßenrand zur Wiese. Gegenüber unserer Einfahrt befindet sich eine Art Fußballfeld. Etwas halbherzig unterhalten. Könnte öfter mal gemäht werden. Dient vorwiegend als Hundewiese. Freiwillig würde ich da nicht reinlaufen. Jugendliche kommen im Sommer gerne zum Vorglühen am Samstag Abend hierher. Kommen auch gerne Sonntag früh morgens wieder, sehr früh morgens, um den Abend ausklingen zu lassen. Gelegentlich bersten Bierflaschen auf der Straße. In den Hecken zu den Nachbargrundstücken kann man gebrauchte Spritzen und Kanülen finden. Die Jungs haben was gefunden. Also der copain hat es gefunden. Und dann ist es auf den Boden gefallen. Mais on n'a pas fait exprès, aber das war keine Absicht. Und nur, weil da ein Loch in der Hosentasche war. Also in der Hosentasche des copain. Also eigentlich ist der copain schuld. Ganz klar, das habe ich kapiert. Und sie haben es ja auch nur gefunden. Und es war noch was drin. Mais on n'a pas su, aber das wussten sie natürlich nicht. Klingt nicht so, als wenn es sich um Junkie-Zubehör handeln würde. Was kann das schon sein? Und dann ging es ganz schnell, wirft der copain ein, und sucht gleich wieder Schutz hinter meinem Sohn. Jetzt sei es schon bei der Pinie. Und sie haben es versucht, aber es ist so heiß. On arrive pas à l'éteindre. Sie kriegen es nicht gelöscht. Mais… -
Aus einer seiner Gepäcktaschen fördert Éric einen Packen Kalender zur Auswahl. Almanach du facteur. Éric ist der neue Postbote. Wir treffen uns ganz selten und rein zufällig am Briefkasten. Wenn es was zu unterschreiben gibt, treffen wir uns in aller Regel nicht. Kann dann am nächsten Tag, nicht jedoch vor 16 Uhr, im Postamt abgeholt werden. Der Almanach ist mit klassischen Motiven dekoriert. Blumen, Landschaften, Katzen, Hunde, Eiffelturm, Sonnenuntergang. Innen Rezepte, eine Tabelle zu Sonnen- und Mondauf- und -untergängen, wichtige Telefonnummern, eine Karte des Département und Plänen der wichtigsten Städte von Fréjus bis Bandol. Meine Tochter würde Pferde wählen. Irgendwo in diesem Packen muss auch der Almanach mit Pferden sein. Umschlag. Scheck niedrig, immerhin zweistellig. Solange ich meine Post am nächsten Tag, nicht jedoch vor 16 Uhr, irgendwo abholen muss, gibt es für Éric keinen signifikanten Bonus.
Gelöscht? Das klingt nicht gut! Wahrscheinlich findet meine Sieste hiermit definitiv ihr Ende.
Das war nur ganz klein!
Was war nur ganz klein?
On n'a pas fait exprès. Das war aus Versehen! Weil es runtergefallen ist.
Wo denn?
Da war ein Loch in der Hosentasche.
Schon klar. Und ihr habt es auch nur gefunden. Und dass noch was drin war, konntet ihr auch nicht wissen.
Der Zeitungsbote tackert seine Neujahrswünsche in selbst bedrucktem Postkartenformat an das journal. Und wünscht sich im gleichen Atemzug und in verwegener Orthographie eine kleine Anerkennung seiner unermüdlichen Dienste. Zehn Tage später eine Mahnung, wenn die Wünsche nicht Gehör gefunden haben sollten. Umschlag, Scheck. Besser nicht zu knapp. Ich könnte mich zwar beschweren, müsste das journal aber sicher noch öfter aufgeweicht aus der Hecke fischen. Es ist eine Frage des längeren Hebels.
Die Wiese brennt. Vielmehr das, was von einer Wiese nach einem trockenen Sommer übrig ist. Die Wiese hat das Format eines Fußballfelds. Rechts eine Garagenzeile, links Grenzhecken, Bambus, Buschwerk, kleine Bäume. Ein Glut- und Flammenmehr über die ganze Länge. Immerhin kommt damit auch die Hundescheiße weg. Büsche an den Rändern haben Feuer gefangen, die Hecke eines Nachbarn, eine Pinie verglüht gerade in einer Stichflamme. Der Nachbar steht in Badelatschen mit einem gelben Gartenschlauch an seiner Hecke. Das eher prostatische Tröpfeln ist gegen Flammen unter Mistral nicht einmal ein Tropfen auf einen heißen Stein. Das ist hoffnungslos. Ohne Feuerwehr brennt gleich der Parkplatz des Wohnblocks gegenüber, denke ich mir, ach was, der Wohnblock selbst, der halbe Hügel, das halbe Dorf. Immer diese Ausländer, die nicht auf ihre Kinder aufpassen können, wird es heißen. In der Ferne Martinshörner. Die sind hoffentlich auf dem Weg hierher. Irgendjemand wird doch hoffentlich wohl die Feuerwehr alarmiert haben. Jemand aus dem Wohnblock hinter der Garagenzeile vielleicht. Oder der Nachbar mit dem Gartenschlauch. Wie war denn gleich noch die Nummer? Natürlich wieder kein Handy dabei. Die Martinshörner mit einem Mal ganz nah. Keine Minute später sind sie da. Zwei Löschzüge erst, dann eine Portion Police municipale, dann noch mehr Feuerwehr. Am Ende wird die ganze Straße vollstehen.
Mein Sohn und sein copain müssen mitkommen. Dringender Tatverdacht.
Eine Woche später, zur Eröffnung des Weihnachtsmarkts, kommen die Sapeurs pompiers, die Feuerwehr. Kalender in Hochglanzaufmachung. Innen richtige Männer, gebräunt, mit Oberkörpern bis knapp an die Schamgrenze. Ausgeprägte Sixpacks, massive Oberarme. Wenn sie in den Wartezeiten auf den nächsten Einsatz nicht gerade ihre Gerätschaften polieren, arbeiten sie an ihren Körpern. Vor der Kamera präsentieren sie Schläuche beachtlichen Kalibers vor Wasserspielen. Vor Jahren gab es sie auch schon mal nackt, nur mit Handtüchern bekleidet, unter dampfender Dusche, vor dem Spind, im Halbdunkel. Vor unserer Tür, am Freitag Abend Ende November, präsentieren sie sich angemessen bekleidet. Erinnern sich an die Anekdote mit meinem Sohn unddaran, dass die Wiese dieses Jahr schon wieder gebrannt hat. Wieder Anfang September, wieder Mistral. Die Gemeinde könnte sich wirklich mal besser um das Brachland mitten im Ort kümmern. Ein Glück, dass wir so gut organisert sind. Fünf Löschzüge innerhalb von weniger als zehn Minuten. Das Eigenlob ist überflüssig. Keine kommunale Strukur funktioniert in Südfrankreich so zuverlässig wie die Feuerwehr. Der Wert meines Schecks übersteigt den ihres Kalenders einschließlich Hochglanzaufmachung deutlich. Sie sollen sich auch in ein paar Monaten noch an mich erinnern.
Die Kollegen von der Police municipale, mäkeln die Herren von der Feuerwehr bei dieser Gelegenheit, konnten ihre Arbeit zwar massiv behindern, diesmal jedoch keinen Verursacher dingfest machen. Sämtliche Familienangehörigen meinerseits verfügen übrigens über astreine Alibis.
DiePolice municipale verteilt keine Kalender.
© Bertram Diehl, 2017. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.
bertram@diehl.fr
Jeu de l'oie
Quoi? Was ist? -
Gérard ist sichtlich genervt. Draußen liegt die Temperatur bei deutlich über dreißig Grad, in meiner Waschküche ist es auch nicht kühler. Dazu tropische Luftfeuchtigkeit. Schweißtreibend. Da hat ihm seine Frau am Telefon gerade noch gefehlt. Ich kenne das. Wenn mein Telefon den ganzen Tag bisher nicht geklingelt hat,muss ich mich unter die Dusche stellen oder gerade sterile Handschuhe übergestreift haben um eine Péridurale zu stechen. Klingelt bestimmt das Telefon. Ist nicht immer meine Frau.
Die müssen auf dem Küchentisch liegen. -
Gérard ist der erste vom Darty-Kundendienst, der sich mit Namen vorgestellt hat. Gérard vom Darty-Kundendienst. Darty ist in Frankreich sowas wie Saturn oder Mediamarkt in Deutschland. Vor einer halben Stunde war Gérard noch voller Zuversicht. Beim Kunden vorfahren, Maschine aufschrauben, Teil auswechseln, kurz testen, alles funktioniert wieder, zufriedener Kunde. Papierkram. Zehn Minuten grand maximum. Und dann das: E:58 und E:67. Sein Teil ist das falsche. Er ist überzeugt, der Kollege irrt. Aber nun, wo er schon mal hier ist.
Na da, wo ich sie immer hinlege, neben der Obstschale. Ich lege die Schlüssel immer neben die Obstschale, weißt du doch! -
Drei Wochen früher. 14. Juli. Feiertag in Frankreich. Nationalfeiertag. 2017 ein Freitag. Meine Frau ist im Haushalt tätig. Wischen, putzen, räumen. Ich mache wahrscheinlich mal wieder nichts. Kann ich besonders gut, sagt meine Frau. Nichts machen, meint sie, kann ich besonders gut. Sagt sie immer dann, wenn sie mal was macht im Haushalt. Kannst du mal die Waschmaschine reparieren. Die geht nicht mehr auf. Maschinen gehen immer vor dem Wochenende kaputt.
Die müssen da sein, schau' doch noch mal richtig! -
E:58. Die Waschmaschine ist fast fertig geworden mit einem Waschgang. Ein gelbes Licht blinkt, das Fenster zur Wäsche lässt sich nicht öffnen. Aus- und Einschalten hilft manchmal. Diesmal nicht. Tonsignal, gelbe Leuchte, E:58. 58 sagt mir was, das war, glaube ich, schon mal. Oder war es die Spülmaschine? Oder was ganz Anderes? Bestimmt hat ein Legoteil die Pumpe blockiert. Oder ein Ein-Cent-Stück. Ich habe auch schon Zahnstocher in den Flügeln der Pumpe verklemmt gefunden. Man kann sich kaum vorstellen, wie ein Zahnstocher dahinkommt. Aber, mich kann nichts mehr überraschen an der Pumpe. Kenne ich. Das gibt immer solche Fehlermeldungen, irgendwas mit E. Ich habe schon, früher mal, Kundendienst kommen lassen, 78 Euro plus Mehrwertsteuer für Anfahrt und die erste halbe Stunde, 39 Euro jede weitere halbe Stunde. Da wusste ich noch nicht, dass eine Pumpe verklemmen kann. Haben Sie schon mal an der Pumpe nachgesehen? Welche Pumpe? Macht 78 Euro plus Mehrwertsteuer. Nicht verhandelbar. Keine fünf Minuten später war der Kundendienst wieder weg. Haarspange der Tochter. Drei Minuten alleine für den Papierkram. Lehrgeld. Passiert mir nicht wieder. An der Pumpe liegt es diesmal nicht. Klarer Fall für den Kundendienst.
Ich habe keine Ahnung, wo sie sonst sein können. Ich bin nach Hause gekommen und habe sie auf den Tisch gelegt. So wie immer. Ganz sicher. -
Der telefonische Kundendienst von Darty funktioniert auch an Feiertagen. Ein bisschen verzögert zwar, knappe Viertelstunde Warteschleife, aber immerhin.
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